In unseren letzten Jahresgrüßen habe ich geschrieben: „Es scheint,
dass die Unsicherheit von Jahr zu Jahr schneller wächst“.
Dabei hatte ich die vage Hoffnung, dass 2020 vielleicht mal etwas gemässigter wird. Stattdessen raste alles unerbittlich weiter, und die Pandemie brachte eine zusätzliche Dynamik in unsere Organisationen und Gesellschaften. Physische Distanzierung und Trennung erzeugen emotionalen Stress im Privat- und im Geschäftsleben, und das scheint fast unvermeidbar zu sein.
Viele Menschen, mit denen ich in den letzten Monaten gesprochen habe, äußerten eine Sehnsucht nach Stabilität und Ruhe. Doch das Leben präsentiert sich eher wie eine sich beschleunigende Achterbahn, in der noch nie jemand gesessen hat. Und wie in einer echten Achterbahn können manche Menschen die Fahrt besser vertragen als andere.
Ich glaube, dass die Art und Weise, wie wir mit dieser neuen Ungewissheit und dem resultierenden emotionalen Stress umgehen, hier den Unterschied ausmachen kann.
Ein Zitat von Buddha scheint hier zu passen: „Schmerz ist unvermeidlich – Leiden ist optional“
In diesem Sinne habe ich vor ein paar Wochen auch eine Gleichung gesehen: L = W x S
Sie bedeutet hier: Leid entsteht durch den Widerstand, mit dem wir den (in diesem Fall durch Störungen verursachten) emotionalen Stress bekämpfen. Ich finde, es drückt die Gedanken hinter dem Zitat des Buddha gut aus.
Wie wäre es also, wenn wir uns nicht gegen die Störungen unserer Zeit wehren, sondern versuchen, im Fluss der Zeit zu gleiten?
Wenn Sie hier Parallelen zu Ihrer Situation sehen und in kleinerem oder größerem Ausmaß darunter leiden, privat oder in Ihrer beruflichen Umgebung, möchte ich Sie einladen, einen Schritt zurückzutreten und darüber zu reflektieren, wie Sie den Widerstand in sich selbst und in Ihren Teams, die mit Störungen konfrontiert sind, reduzieren könnten, um das Leiden zu verringern. Ich habe in der Vergangenheit mehrfach selbst die Erfahrung gemacht, dass das „Loslassen des Widerstands“ auf magische Weise meinen Blick für neue Ideen und Wege geöffnet hat.
Mit diesen Gedanken wünsche ich Ihnen, Ihren Teams und Ihren
Familien trotz der Umstände ein frohes Weihnachtsfest und
freue mich auf ein Wiedersehen 2021.
Bernhard A. Zimmermann